Einleitung
Der Pock(en)holzbaum oder Franzosenholzbaum gehört botanisch zu den Rosenähnlichen und spezieller zu den Zygophyllaceae, den Jochblattgewächsen. Eine sehr schöne Zusammenfassung findet man hier (Link). Die deutschen Bezeichnungen stammen von allerlei medizinischen Gebräuchen des aus dem Norden Südamerikas und der Karibik Anfang des 16. Jahrhunderts erstmals von den Spaniern nach Europa importierten Holzes ab. Es war angeblich gegen Pocken (1) und gegen die Syphilis (französische Krankheit) wirksam (2). Andere Bezeichnungen sind Lignum vitae oder Lignum sanctum und verweisen ebenfalls auf den medizinisch mit vielen Hoffnungen verbundenen Gebrauch (bitte unter Franzosenholz hier für weitere Informationen (3) suchen (Link)!
Ein anderer, auch heute noch beliebter Gebrauch ist in der Technik. Guajak-Holz ist eines der härtesten und schwersten Hölzer überhaupt, dabei können durch den hohen Harzgehalt selbstschmierende Lager, Walzen und auch Kegelkugeln hergestellt werden. John Harrison, Sohn eines Zimmermanns aus Yorkshire, baute 1735 eine erste chronometergenaue Standuhr aus selbstschmierendem Guajakholz. Diese H1 war allerdings von der Größe eines kleinen Schrankes und damit nur eingeschränkt nutzbar. Dabei sollte sie zur Bestimmung des Längengrades auf hoher See dienen und revolutionierte in einer deutlich verkleinerten Form, und aus Metall, die Navigation auf den Weltmeeren (s.a. die wissenschaftlichen Träume, mit denen das Guajakholz im homöopathischen Repertorium vertreten ist).
Heute findet man aber immer noch eine wichtige medizinische Verwendung eines Produktes aus diesem Holz. Es handelt sich um den Haemoccult-Test, bei dem Guajakonsäure (C19H20O5), unter Anwesentheit von kleinen Blutresten (Hämoglobin) mit Hilfe von Peroxidase zu Guajakblau oxidiert wird. Der Test wird häufig angewendet um verdecktes Blut z.B. im Stuhl nachzuweisen.
(1) Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. 1888/90
(2) Ulrich von Hutten: De Guajaci medicina et morbo gallico. Mainz 1519
(3) Online Version der Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirthschaft, gegründet von J. G. Krünitz, 1773 bis 1858 in 242 Bänden
Klassische Literatur
In der klassischen Literatur drehen sich die meisten Symptome von Guaiacum um rheumatisch/arthritische Beschwerden. Diese sind schlechter am Morgen und besser durch Kälte und kalte Applikationen. Dabei ist das Mittel nach heutigem Kenntnisstand eher verfroren, wie fast alle Karbone (außer Carbn-s) und trotz der Besserung durch lokale Kälte wird der Rheumatismus durch feucht-kaltes Wetter ausgelöst. In dieser Kombination ist es mit Ledum verwandt.
Ähnlich wie Platina ist ihm alles zu eng (vgl. auch die Familienzugehörigkeit zu den Jochblattgewächsen) und es muss sich immer Strecken und Recken (Ammonium). Selbst Gähnen, als Strecken des Kaumuskels, bessert dann.
Bekannt ist ebenfalls ein gedankenloses vor sich hin Starren, wie es auch von Vithoulkas in seinen Essenzen betont wird.
Wie man aufgrund der Zugehörigkeit zu den Karbonen erwarten kann, sind die Absonderungen faulig (Kreos, Petr).
Eigene Erfahrungen
Der Patient bei dem ich das Mittel zum ersten Mal erfolreich einsetzen konnte, wurde beim Erstgespräch mit einer Magnesium-Verbindung behandelt. Seine Zufriedenheit erschien mir dabei besonders eigentümlich, was zu dieser Verordnung geführt hat. Dabei kam es aber zu keinerlei Änderung seiner Beschwerden. Erst bei der Zweitkonsultation benutzte ich folgende, recht allgemeine Rubriken, die meine Aufmerksamkeit auf Guaiacum lenkten, das dann einen wirklichen Erfolg brachte. Er war grundsätzlich dem Reden eher abgeneigt, ein wenig schrullig vielleicht sogar, in jedem Fall aber sehr eigenwillig. Dabei war sein Leben in hohem Maße eigen-bestimmt, mehr als auch seine nähere Umgebung ursprünglich von ihm dachte. Er war auch eine Art Abenteurer, der ohne weiteres alleine und fast ohne Kontakt in eine fremde Stadt ziehen konnte.
Seine Frau bemerkte weiterhin, dass er sehr vergesslich sei, insbesondere was Einkäufe betreffe. Er war sehr kreativ, eher im Sinne eines Ingenieurs, denn eines Künstlers (s. Träume, wissenschaftlich).
Interessant ist auch die Tatsache, dass in der Homöopathie kein anderer Bestandteil der Pflanze zum Einsatz kommt, als das Harz. Damit rückt das Medikament in die Nähe anderer organischer Kohlenwasserstoffe, wie Petroleum, Eupionium, Kreosotum, Pix liquida, Carbo vegetabilis, Carbo animalis, Carbolicum acidum, Graphit, Terebinthina, Laurus camphora, Carboneum sulphuratum, Abies nigra u.a.. Diese werden von Dr. Vijayakar als sanft, schüchtern, ängstlich in Bezug auf Prüfungen und langsam (mit Ausnahme von Kreosotum) beschrieben. Oben genannter Patient konnte tatsächlich wohl teilweise erst nach einem halben Jahr eine Reaktion auf einen innerfamiliären Konflikt zeigen. Dabei hatte er auch eine nicht unbedeutende Prüfungsangst, wenn er direkt vor anderen sprechen sollte. Ich erwähne dieses Symptom, weil es durch das Mittel gebessert wurde, damit die Beschreibung Dr. Vijayakars stützt und in meinen Augen auch in das Arzneimittelbild aufgenommen werden sollte.
Die in der Literatur und bei Vithoulkas beschriebene Überheblichkeit bzw. die spöttischen Züge konnte ich nur sehr eingeschränkt finden. Dabei könnte man allerdings ein gewisses Mit-sich-selbst-zufrieden-sein zumindest in diese Richtung deuten.
Geistig entrückt
Ein besonderes Interesse verdient die Rubrik 'ENTRÜCKT, geistig/ABSTRACTION of mind'. Es ist eine der Eigenschaften eines Individuums, die man erst mit einer ordentlichen Erfahrung korrekt zuordnen kann und ich fand es bislang eigentlich nur bei Guaiacum auffallend, weshalb ich es jetzt hier noch einmal eingeflochten habe und gesondert betrachten möchte. Es ist eine gewisse Verworrendheit im Erzählstil des Patienten, die dem Behandler zuerst suggeriert, er habe sich vielleicht nicht richtig konzentriert oder etwas überhört. Der nächste Gedanke ist dann, der Patient habe vielleicht nicht damit gerechnet, so detailliert über sein Leben erzählen zu sollen und erst langsam wird klar, dass er seine Gedanken irgendwie nicht wirklich klar hat. Er erzählt vielleicht einfach zu punktuell über ein doch relativ uneinheitlich verlaufenes Leben, vielleicht sogar auf verschiedenen Kontinenten, das recht unorthodox verlief. Ein anderer Patient würde hier erst einmal einen Rahmen aufspannen, wann und wie lange er wo gelebt hat, aber nicht so der Guaiacum-Patient. Die Informationen kommen bruchstückhaft und unzusammenhängend und unweigerlich fragt man sich, was da nicht stimmt. Es könnte auch Barium nahe legen, aber bei Barium bezieht sich das alles eher auf den Inhalt, der 'deplaziert' erscheint, wie Dr. Vijayakar es immer ausdrückte. Bei Guaiacum ist der Inhalt verhältnismäßig korrekt, alles hat seine Richtigkeit und ist auch nicht deplaziert, aber formal hat der Zuhörer einfach das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Entweder bei ihm selbst, oder eben beim Erzähler. Bei Barium fragt man sich eher 'was erzählt der da?', bei Guaiacum 'wie geht das denn?'. Dabei ist es kein bloßes Konfabulieren um sein Ego aufzublähen, wie man es von z.B. Morphinium kennt, sondern ein wirkliches 'Verfahren- und Verschroben-sein' des Denkens. Natürlich versucht jeder Mensch dies ein Stück weit zu verbergen und je älter wir werden und je mehr wir in das sogenannte sykotische Miasma eintauchen, desto effizienter funktioniert dies auch. Aber auch dies klappt nicht so recht beim Guaiakum-Patiente und führt dann lediglich zu einer auffallenden Langsamkeit, wir wir es von einem Computer kennen, bei dem immer ein Virenscanner mitläuft.
Natürlich hat man ein besseres Gefühl, wenn auch möglichst andere, typische Symptome des betreffenden Patienten bei dem Mittel vorhanden sind. Aber ein erster Hinweis kann schon einmal dieses merkwürdige Denken sein.
- Gemüt/Mind; ENTRÜCKT, geistig/ABSTRACTION of mind (73): acon, acon-l, agn, alum, am-c, aml-n, ang, arn, bell, berb, bov, bufo, camph, cann-i, caps, carb-ac, carc, caust, cham, choc, cic, colch, con, cortico, croc, cycl, elaps, falco-p, graph, guai, hell, hydrog, hyos, ictod, kali-c, kreos, lap-c-b, laur, lyc, lyss, mag-c, mang, merc, mez, nat-c, nat-m, Nux-m, nux-v, oena, ol-an, olnd, onos, op, ph-ac, phos, plat, plb, psil, ran-b, sabad, sars, sec, sil, spong, stann, stram, sul-ac, sulph, thuj, tub, verb, vesp, visc
- Geist, Gemüt; Geistesverlorenheit, wie abwesend (107): acon acon-l agath-a agn alco ALUM am-c aml-n ang anh arbu-m ARN aur-m-n bell berb biti-a bov bufo calop-s calx-b camph CANN-I caps carb-ac carc caust cer cer-c cer-o CHAM chlam-t choc cic colch con cortico CROC cupr cycl dys-co elaps euphr falco-p GRAPH guai haliae-lc HELL herin holm holm-c holm-m holm-n holm-o hydrog HYOS hyper ictod interf irid kali-c KREOS lac-c latex laur lava-f lsd LYC LYSS mag-c mang MERC MEZ mobil-ph nat-c NAT-M nelu NUX-M nux-v OENA OL-AN olnd ONOS op ozon ph-ac PHOS plat plb plut-n psil-c ran-b sabad salx-f sars sec sil sile-c spong stann stram sul-ac SULPH thuj TUB verb vesp VISC
Repertorium
- Gemüt; SPOTTEN; allgemein (43): acon, alco, alum, am-c, androc, anh, ars, bac, bry, cann-i, carb-v, carbn-o, caust, cham, chin, choc, cinnb, graph, guai, hyos, hyper, ign, ip, lac-ac, lach, lyc, nit-ac, nux-m, nux-v, pall, par, ped, petr, plat, rad-br, rhus-t, sac-l, sec, sep, stann, sulph, tarent, verat
- Gemüt; TRÄUME; wissenschaftlich (7): carb-an, carb-v, guai, ign, m-arct, phos, spong
- Gemüt; KÜHNHEIT, Verwegenheit, Dreistigkeit [syphilitisch] (40): acon, agar, alum, ant-t, arn, aur, bamb-a, bell, bov, calad, carc, caust, chlf, cic, cocain, falco-p, guai, hep, Ign, lac-eq, lach, lar-ar, m-arct, merc, mez, nat-c, nitro-o, op, ozone, plat, puls, sil, sol, squil, staph, sulph, tab, tub, tung, verat
- Gemüt; WAHNIDEE, Einbildung; eng, alles erscheint zu (2): guai, plat
- Gemüt/Mind; ENTRÜCKT, geistig/ABSTRACTION of mind (73): acon, acon-l, agn, alum, am-c, aml-n, ang, arn, bell, berb, bov, bufo, camph, cann-i, caps, carb-ac, carc, caust, cham, choc, cic, colch, con, cortico, croc, cycl, elaps, falco-p, graph, guai, hell, hydrog, hyos, ictod, kali-c, kreos, lap-c-b, laur, lyc, lyss, mag-c, mang, merc, mez, nat-c, nat-m, Nux-m, nux-v, oena, ol-an, olnd, onos, op, ph-ac, phos, plat, plb, psil, ran-b, sabad, sars, sec, sil, spong, stann, stram, sul-ac, sulph, thuj, tub, verb, vesp, visc
- Geist, Gemüt; Geistesverlorenheit, wie abwesend (107): acon acon-l agath-a agn alco ALUM am-c aml-n ang anh arbu-m ARN aur-m-n bell berb biti-a bov bufo calop-s calx-b camph CANN-I caps carb-ac carc caust cer cer-c cer-o CHAM chlam-t choc cic colch con cortico CROC cupr cycl dys-co elaps euphr falco-p GRAPH guai haliae-lc HELL herin holm holm-c holm-m holm-n holm-o hydrog HYOS hyper ictod interf irid kali-c KREOS lac-c latex laur lava-f lsd LYC LYSS mag-c mang MERC MEZ mobil-ph nat-c NAT-M nelu NUX-M nux-v OENA OL-AN olnd ONOS op ozon ph-ac PHOS plat plb plut-n psil-c ran-b sabad salx-f sars sec sil sile-c spong stann stram sul-ac SULPH thuj TUB verb vesp VISC
- Gemüt; ENTRÜCKT, geistig; morgens (1): guai
- Gemüt; SCHWERFÄLLIGKEIT, Trägheit, Verständnisschwierigkeiten und Begriffsstutzigkeit; Frühstück; beim (1): guai
- Gemüt; IDEEN, Einfälle; mangelhaft; morgens (1): guai
- Gemüt; STARREN, gedankenlos; morgens (1): guai
- Allgemeines; SCHLEIMABSONDERUNGEN; übelriechend, stinkend (65): ail, arg-n, arn, ars, ars-s-f, arum-t, asaf, aur-s, bals-p, Bapt, bell, calc, calc-f, calc-sil, caps, carb-ac, carb-an, carb-v, chel, chin, chlor, cist, con, cop, crot-h, cupr, echi, ferr, fl-ac, graph, guai, helon, hep, hura, kali-ar, kali-bi, kali-br, kali-i, kali-ma, kali-p, kali-s, Kreos, Lach, lyc, mag-c, merc, mur-ac, Nat-c, Nit-ac, nux-v, petr, psor, puls, pyrog, rob, sabin, sang, sec, sep, sil, stann, sulph, ther, tril-c, vip
- Allgemeines; GÄHNEN; amel. (6): berb, chin-s, croc, guai, plat, staph
- Allgemeines; KONTRAKTIONEN, Strikturen, Stenosen; Empfindung von (8): am-m, cact, card-b, guai, kali-m, nux-v, phos, viol-o
- Allgemeines; SPEISEN und Getränke; Äpfel; Verlangen (12): adam, aloe, ant-t, ap-g, bros-g, fel, guai, lyss, menth, ozone, sulph, tell