Homöopathie
Der Begriff Homöopathie
Das Ähnlichkeitsgesetz wurde von dem Entdecker der Homöopathie, dem Meißner Arzt Samuel Hahnemann, intensiv in einem Artikel 1796 formuliert (Link)(1); dabei enthält der 2. Teil des Artikels viele mögliche Anwendungsbeispiele. Deshalb gilt 1796 als Geburtsjahr der Homöopathie. Und das, obwohl die erste Erwähnung des Wortes "homöopathisch" sich erst in einem 1807 von S. Hahnemann verfassten Artikel (Link) in einer zur damaligen Zeit sehr angesehenen "schulmedizinischen" Zeitschrift findet (2). Deren Herausgeber, Christoph Wilhelm Hufeland, war Hahnemann wohlgesonnen und hatte immer wieder auch selbst Versuche in Richtung des Ähnlichkeitsgesetzes angestellt (3), die sich zur damaligen Zeit noch in Überlegungen abspielten, wie man eine Krankheit durch einen spezifischen Reiz und in welche Richtung beseitigen könne (Link). In diesem Artikel versucht Hahnemann 'sein Prinzip' durch Zitieren einer größeren Menge fremder Fallbeispiele, in denen er eine Heilung nach dem Prinzip des "Similia similibus curentur" zu erkennen glaubt, zu untermauern (4).
(1) Versuch über ein neues Princip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneysubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen; Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst. Hrsg. C. W. Hufeland. Band 2, Jena Academische Buchhandlung, 1796
(2) Fingerzeige auf den homöopathischen Gebrauch der Arzneien im "Journal der practischen Arzneykunde", (Hufelands) Journal der practischen Arzneykunde", BD. 26, 1807
(3) Medicinisch-chirurgische Zeitung, hrsg. von J(ohann) J(acob) Hartenkeil und F(ranz) X(aver) Mezler. -Salzburg, Oberer 1790-1842, S. 449 ff
(4) Tischner: "Das Werden der Homöopathie", Stuttgart 2001, S. 57)
Geschichte und Zukunft
Die Homöopathie wurde in einem Zeitalter entwickelt, dem Beginn des 19. Jahrhunderts, als man große Entdeckungen machte und die Entwicklung des industriellen Zeitalters kurz bevorstand.
Dabei wurde das gesamte System von einem Entdecker, dem Meissener Arzt Dr. Christian Friedrich Samuel Hahnemann (s. Wikipedia), ausgearbeitet und in seinem theoretischen Hauptwerk, dem 'Organon der Heilkunst' zusammengefasst. Es liest sich zwar relativ holprig mit seinen überlangen und mehrfach verschachtelten Sätzen, ist aber interessanterweise fachlich fehlerfrei. Dr. Hahnemann war zeitlebens bemüht es zu verbessern, und seine neuesten Ergebnisse aus seiner praktischen Tätigkeit mit einfließen zu lassen. Meine beiden großen Lehrer, G. Vithoulkas und P. Vijayakar, waren beide nach Jahrzehnten der praktischen Erfahrung und erneuter Lektüre des Organon überrascht, wie präzise und fehlerfrei dieses Buch war und was man alles aus ihm herauslesen kann. S. Hahnemann hatte schon höchst genau beobachtet, welche Eigenarten und Besonderheiten seiner Patienten zur Arzneimittelwahl herangezogen werden sollen um eine korrekte Heilung herbeizuführen.
Hier genau liegt dabei allerdings auch das Problem der Homöopathie. Das Kennenlernen der Arzneimittel ist eine der großen Hürden und v.a. auch eine Aufgabe für die Zukunft dieser interessanten Wissenschaft (s.a. Schwierigkeiten). Wir müssen weiter an den Indikationen für die einzelnen Medikamente arbeiten, in welcher Situation und aufgrund welcher Symptome das einzelne Medikament verordnet werden muss. Hier wurde im 20. Jahrhundert sowhl von G. Vithoulkas als auch von P. Vijayakar eine großartige Arbeit geleistet, indem sie die Arzneimittelbilder weiter verfeinert und in ihren Indikation und Eigenschaften herausgearbeitet haben (s. weiter unten im Text unter Arzneimittelprüfung - Die Arzneimitellehren).
Die Medizin der Zukunft:
Schon Anfang des 19. Jhds nannte der Oschatzer Homöopath Constantin Hering seine Doktorarbeit in Würzburg ‚De Medicina futura‘ (Die Medizin der Zukunft). Später war der Titel eines Buches, das G. Vithoulkas, einer meiner großen und wichtigsten Lehrer, schrieb, ebenfalls 'Medizin der Zukunft' (zum Buchhandel). Offenbar wurde die Homöopathie von Anfang an als eine zukunftsweisende Heilmethode angesehen, wie ich dies eingangs bereits darzulegen versucht habe. Ob die Homöopathie dabei als eine Medizin in der Zukunft oder als eine Medizin, die den Menschen in die Zukunft führen wird, verstanden werden soll, bleibt offen. Ich plädiere jedoch für die letztere Interpretation. Hierbei glaube ich, dass die Homöopathie in vielen Aspekten in der Lage ist, den Menschen in eine Zukunft zu begleiten und besser in sich zu zentrieren, die sein Überleben für die kommenden Jahrtausende sichern kann. Persönlich bin ich überzeugt davon, dass wir uns von unseren Wurzeln als Primaten weiter entfernen werden. Dabei bin ich kein Prophet, der hier genau sehen kann, wo die Reise hingeht. Für weitere Gedanken über Evolutions und die neuesten Ideen hierzu empfehle ich dieses Video in Englisch (Link).
Die 3 Säulen (Similia – AMP – Potenzieren)
Um die Homöopathie als medikamentöses System zu verstehen, empfiehlt es sich, sie in 3 Bestandteile zu trennen. Dies bezeichne ich gerne als die ‚3 Säulen‘ der Homöopathie, also die 3 Bestandteile, die man sinnhaft einzeln betrachten kann (und auch sollte!).
1. Ähnliches ist durch Ähnliches zu behandeln
2. Die Arzneimittelprüfung am Gesunden als Grundlage des Mittelbildes
3. Das Potenzieren (Dynamisieren)
Dabei ist zu beachten, dass jede dieser 3 zu sehr unterschiedlichen Zeiten von S. Hahnemann entwickelt wurden. Dabei ist die von mir als 2. Säule bezeichnete Arzneimittelpüfung von ihm nie als tragende Säule hervorgehoben worden, auch wenn er ihr in seinem theoretischen Hauptwerkt, dem Organon der Heilkunst viele Paragraphen (speziell §§ 105- 145) widmet. Dabei spricht er in § 105 sogar davon, dass ‚Der zweite Punkt des Geschäftes eines ächten Heilkünstlers … die Erforschung … der krankmachenden Kraft der Arzneien‘ sei. Dies geschieht mit dem Vorgang, der als Arzneimittelprüfung am Gesunden bezeichnet wird. Das Verstehen bzw. das Studium dieser Eigenschaften ist aus meiner Sicht, neben dem Verstehen des Patienten, eine der großen Hürden der Homöopathie (s.a. Kapitel Schwierigkeiten).
Ähnliches mit Ähnlichem (Similia similibus curentur)
Die Auffassung ‚Ähnliches mit Ähnlichem‘ zu behandeln ist im Sinne eines ‚magischen Simile‘ nach R. Tischner sehr alt und schon in der Antike bekannt. Im Folgenden habe ich einige Beispiele aufgeführt. Für den Begründer der Homöopathie, der extrem belesen und in der Medizin seiner Zeit und der vorausgegangen Jahrhunderte bewandert war, kam seine persönliche Einsicht (s.a. Hahnemann und der Kaffee) 1790, als er seinen berühmten ‚Chinarindenversuch‘ mit der damals als Hauptmittel gegen Malaria eingesetzten Chinarinde durchführte. Erst 6 Jahre später und nach vielen Versuchen wurde seine Theorie, jetzt mit praktischen Erfahrungen untermauert, veröffentlicht und der Begriff ‚homöopathisch‘ erstmals verwendet.
Antike Vorläufer
... als 'magisches Simile'.
Ein anderes Beispiel für eine sehr analoge Votstellung des Heilens mit ähnlichen Wirkmechanismen kann man in Stein gemeißelt in Berlin sehen. Der Pergamonaltar im Altertumsmuseum (Pergamonmuseum) zeigt ganz oben im Fries die Geschichte vom verletzten Telephos. Achill, der berühmte griechische Krieger, hat ihm im Kampf eine Wunde geschlagen, die nicht heilen möchte und er konsultiert daraufhin das Orakel von Delphi. Dieses antwortet ominös, nur der oder das könne die Wunde heilen, das sie auch verursacht habe. Er bittet also Achill um die Heilung der von seiner Lanze geschlagenen Wunde, der dies aber ablehnt, da er kein Heiler sei. Schleißlich kommt Odysseus auf die hilfreiche Idee, kleine Späne der Lanze in die Wunde zu streuen (s.a. Das Potenzieren), was sozusagen dem Verdünnen in der Homöopathie entspricht. Diese verrichten dann auch das Werk und führen zum Abheilen der Wunde.
Die Idee...
...im wissenschaftlichen Kontext
Das Konzept, dass Ähnliches durch Ähnliches geheilt werden könne, ist schon wesentlich älter als die eigentliche Geburt der Homöopathie und wurde direkt vor Hahnemann von Anton Von Störck, dem Leibarzt Maria Theresias, formuliert. Von Störck schlug 1762 die Verwendung des Stechapfels (Datura Stramonium) zur Behandlung von Geistesstörungen aus dem gleichen Gedanken vor. Auch er wollte 'Ähnliches mit Ähnlichem heilen' und hatte auch bereits sogenannte Arzneimittelprüfungen an Gesunden durchgeführt, um die Wirkung der Stoffe an diesen festzustellen. Interessanterweise wurde der Stechapfel wahrscheinlich das erste Medikament überhaupt, das Hahnemann ab 1792, diesen vorgenannten Gedanken aufgreifend, bei seinem prominenten Patienten, dem geheimen Kanzleisekretär Klockenbring aus Hannover, 'homöopathisch' einsetzte.
Theoretische Gedanken hierzu gab es im Kleinen noch an einer weiteren, Hahnemann sicher bekannten, Stelle. Dies war bei dem oben bereits erwähnten C.W. Hufeland (1), in dessen Journal die wesentlichen Veröffentlichungen Hahnemanns stattfanden. Dieser räsonierte schon 1795, also ein Jahr vor Hahnemann, 'ein stärkerer Reiz hebt einen schwächeren auf', was schließlich den theoretischen Überbau des homöopathischen Prinzips im Organon der Heilkunst §26 bildete.
Hierbei hatte Dr. S. Hahnemann schon nach seinem berühmten Chinarindenversuch 1790 die Idee, dass letztere eine dem Wechselfieber ähnliche Erkrankungen hervorrufe, die dieses dann beilege. Er schreibt (2):
Ich habe in meinen Zusätzen zu Cullen's Arzneimittellehre schon angemerkt, daß die Fieberrinde in großen Gaben bei empfindlichen, obgleich gesunden Personen einen wahren Fieberanfall errege, der dem eines Wechselfiebers sehr ähnlich sei, und deshalb wahrscheinlich lezteres überstimme und so heile. Jezt setze ich nach reiferer Eerfahrung hinzu: nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz gewiß.
Eine weitere Quelle ist die "Medicina Spagyrica tripartita" von J. P. Rumelius aus dem Jahre 1648, der intensiv auf das hippokratische Wirkprinzip "Similia similibus curantur", "Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt", eingeht. Diese Schrift dürfte Hahnemann vermutlich bekannt gewesen sein, da sich das Werk in der Bibliothek des Baron Brukenthal befand, in der Hahnemann während seines Studiums für anderthalb Jahre arbeitete (3).
Was sich bei S. Hahnemann nun anschließt, sind Jahre des Experimentierens mit verschiedenen Mitteln und Dosierungsformen, wobei Hahnemann Zeit seines Lebens etwa 80 weitere Medikamente an sich selbst testete. In den letzten Jahren seiner Praxis in Paris verfügte er über knapp 150 homöopathische Potenzen, deren Wirkkraft an Kollegen, Schülern und sich selbst ausgetestet worden war. Die zweite Säule der Homöopathie, die Arzneimittelprüfung am Gesunden und die akribische Aufzeichnung der beobachteten Symptome, war geschaffen. Gleichzeitig war Hahnmann auch der Erste seiner Zeit, der damit eine neue Arzneimittellehre erschuf, nach wissenschaftlichen Gesetzen austestete und somit den Spekulationen der zurückliegenden Jahrhunderte ein Ende bereitete. Dies war selbst von vielen anderen Größen der damaligen Medizin, inklusive des oben erwähnten William Cullen gefordert worden.
(1) Zitiert nach Tischner: "Keine Homöopathie, aber wohl eine homöopathische Methode in der rationellen Therapie".
(2) Aus Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen. Zweiter Teil des Artikels in Hufelands Journal 1796, II. Band, Viertes Stück, S. 465-561
(3) Zitiert nach M. Schmitz, "Strömungen in der Homöopathie", KVC Verlag 2002
Die Arzneimittelprüfung (AMP)
Wenn man das homöopathische Prinzip des ‚‚Similia similibus curentur‘‘ einmal verstanden und als Heilprinzip verinnerlicht hat, kommt der nächste Schritt: die Prüfung von Substanzen am Gesunden.
Eine Prüfung, der viele von uns sich täglich unterziehen, ist der morgendliche Kaffee. Er belebt uns, kurbelt unseren Geist an, der mehr Ideen produziert und macht uns gleichzeitig leichter beeindruckbar. Auf einen kleinen Reiz reagieren wir leicht über. Auf der körperlichen Seite bekommen wir leichter Herzklopfen und können schlechter schlafen. All dies sind erste zu verzeichnende Symptome, die man entsprechend auch so in den homöopathischen Arzneimittellehren findet.
Bsp. Coffea cruda
Coffea cruda in der Materia medica von William Boericke
… in der Materia Medica von William Boericke. Labkrautgewächse; Afrika, Südamerika: Regt die funktionelle Aktivität aller Organe an, indem es die Nerven u. Gefäßaktivität vermehrt. Kaffeetrinken verstärkt bei älteren Personen leicht die Harnsäureproduktion u. verursacht so Nierenreizung; … UNGEWÖHNLICHE AKTIVITÄT VON GEIST U. KÖRPER. Böse Folgen plötzlicher Erregung, Überraschungen, Freude usw.. Nervöses Herzklopfen. … Geist, Gemüt: Fröhlichkeit, leichtes Begriffsvermögen, Reizbarkeit, leicht erregt. Sinne geschärft. Eindrucksfähig, besonders für angenehme Eindrücke. Ideenfülle, schnell handlungsbereit. Wälzt sich hin u. her vor Pein u. Qual … Schlaf: Wachend; dauernd in Bewegung. Schläft bis 3 Uhr nachts, nachher nur dösend. Wacht mit Hochfahren auf. Schlaf durch Träume gestört. SCHLAFLOS INFOLGE GEISTIGER AKTIVITÄT. Ideenfülle mit nervöser Reizbarkeit. … )
Das Potenzieren
Unter dem Potenzieren, oder auch von ihrem Entdecker "Dynamisieren" genannt, versteht man die fortwährende Verdünnung einer Substanz. Es ist die dritte Einzelkomponente der Homöopathie und auch im zeitlichen Ablauf ihrer Entdeckung durch Samuel Hahnemann (1755 – 1843) steht sie an letzter Stelle. Allerdings war er naturgemäß von Anfang an gezwungen, seine Arzneimittelprüfungen, die mit teilweise sehr giftigen Substanzen an Gesunden durchgeführt wurden, mit wässrigen Verdünnungen durchzuführen. Dies ist vollkommen selbsterklärend, da er sonst das Leben aller Probanden, sein eigenes eingeschlossen, riskiert hätte. Dabei war ihm als gelerntem Apotheker der Umgang mit Mörser und Pistill sehr geläufig.
Heute erscheint uns dieses Verfahren, also ein Zermahlen der Substanz im Mörser in Stufen von 1:100 eher der Alchemie zugehörig. Tatsächlich war dies aber zu Hahnemanns Zeit ein vollkommen gängiges Verfahren, um die pflanzlichen Inhaltsstoffe in eine arzneilich verstoffwechselbare Verdünnung zu bringen. Eher als Zufallsprodukt begann Hahnemann dann damit, immer weiter und weiter zu verdünnen, nachdem er erst einmal die Erfahrung gemacht hatte, dass die ersten Stufen des Verdünnens zu einer weiteren Steigerung der Wirksamkeit geführt hatten. Dieser Prozess des Ausprobierens dauerte sehr lange, genauer bis 1838, damals war er schon schon über 80 Jahre alt und er arbeitete sich immer noch von größeren Verdünnungen zu stofflicheren Präparaten hin vor, wenn er einen Patienten behandelte. Er war in dem Glauben, zuerst die weniger wirksame hohe Verdünnungsstufe zu geben und sich langsam an die stofflicheren niederen Verdünnungen hin vorzuarbeiten. Dies ist deshalb wichtig, denn er glaubte zu diesem Zeitpunkt immer noch, dass eine geringere Verdünnung eine stärkere Wirkung entfalte. Dies änderte sich erst nach Jahrzehnten der Erfahrung, genauer eben in seinen Jahren in Paris, als ihm langsam durch genaue Beobachtung klar wurde, dass die Wirkung einer höher potenzierten Arznei auf geheimnisvolle Weise stärker war, als die einer niedriger verdünnten.
Hahnemann über das Potenzieren
So schreibt er in seinem theoretischen Hauptwerk, dem ‚Organon der Heilkunst‘ in § 269:
‚Die homöopathische Heilkunst entwickelt zu ihrem besondern Behufe die innern, geistartigen Arzneikräfte der rohen Substanzen, mittels einer ihr eigenthümlichen, bis zu meiner Zeit unversuchten Behandlung … . … Man hört noch täglich die homöopathischen Arznei-Potenzen bloß Verdünnungen nennen, da sie doch das Gegentheil derselben, d.i. wahre Aufschließung der Natur-Stoffe … sind, durch Reiben und Schütteln bewirkt, wobei ein zu Hülfe genommenes, unarzneiliches Verdünnungs-Medium bloß als Neben-Bedingung hinzutritt. Verdünnung allein, z.B. die, der Auflösung eines Grans Kochsalz, wird schier zu bloßem Wasser; der Gran Kochsalz verschwindet in der Verdünnung mit vielem Wasser und wird nie dadurch zur Kochsalz-Arznei, die sich doch zur bewundernswürdigsten Stärke, durch unsere wohlbereiteten Dynamisationen, erhöhet.‘
Soweit der O-Ton Hahnemanns, der sich im Original noch deutlich umständlicher liest, da hier mindestens zwei Fußnoten weggelassen und die sehr langen Sätze auf eine immer noch beachtliche Länge gekürzt wurden. Tatsächlich muss man dies, wovon er schreibt, dass nämlich beachtliche Kräfte aus teilweise auch vollkommen unarzneilichen Stoffen durch das stetige Verdünnen und Verreiben freigesetzt werden, selbst erfahren. Auch im Gegenteil, in einer Verschlechterung durch die verfrühte Gabe einer Wiederholung in einem noch wirkenden Arzneimittel, funktioniert das. Denn dann erleben viele Patienten eine große Überraschung und nehmen eine sehr unangenehme Verstärkung ihrer Symptome wahr. Diese hält nur wenige Tage an, ist aber umso eindrucksvoller.
Schwierigkeiten
Es gibt eine große Schwierigkeit bei der Anwendung der Homöopathie, was im bisher Gesagten bereits angeklungen ist, hier aber noch einmal zusammengefasst werden soll. Die Findung des ‚korrekten‘ Similimums, also des Mittels, das in seinen bekannten Eigenschaften auf möglichst tiefen Ebenen ähnliche Symptome hervorrufen kann, wie sie der aktuelle Patient zeigt. Hierbei läßt sich keine 1-2-3-Regel zur Findung dieses Arzneimittels aufstellen; dafür ist der Sachverhalt viel zu kompliziert und vielschichtig.
Auf der anderen Seite ist auch die geistig – emotional – körperliche Struktur des Menschen sehr kompliziert und manchmal bekommt man erst nach vielen Monaten, im Extremfall auch Jahren der Behandlung, die notwendige Idee, die zu einer Initialzündung der Heilung führt.
Zum Glück ist aber der Mensch in der Lage sehr vieles zu lernen und ich konnte an mir selbst beobachten, wie man tatsächlich mit den Jahren sehr viel schneller Dinge erfassen kann und damit zum richtigen Arzneimittel, eben dem Similimum kommt. Häufig geschieht dies bereits nach dem Erstgespräch. Selbst wenn man einige Versuche benötigt, bis das korrekte homöopathische Medikament gefunden wird, gibt es immer noch eine ganz allgemeine Stärkung durch vorsichtig angewandte nur partiell passende Mittel:
Die unspezifische positive Wirkung ...
...einer nicht 100% homöopathisch passenden Arznei
Auch wenn der Homöopath sein Bestes gibt, kommt es natürlich immer wieder vor, dass er sich im Dickicht der vor ihm ausgebreiteten Eigenarten, Symptome und Beschwerden nicht mehr zurecht findet und eine nicht idal passende Arznei verabreicht. Dies führt in selteneren Fällen zu Prüfungssymptomen, da eine sehr direkte Resonanz zum Patienten besteht und/oder dieser übersensibel ist. Sehr häufig kommt es im Verlauf derartiger Arzneimittelgaben aber zu einer unspezifischen Besserung der Person nach einiger Zeit und evtl. sogar mehreren nicht optimalen Arzneien. Dies kann so weit gehen, dass ursprünglich notwendige Dosen von Kortison z.B. deutlich reduziert werden können.
In meinen Augen beruht dieser Effekt, der auch von Dr. Hahnemann schon festgestellt wurde, auf den tiefgreifenden neuen Erfahrungen des Patienten über sein eigenes Erleben und Verhalten. Die Person hat neue Dinge an sich kennen gelernt, deren sie sich vorher nicht bewusst war. Voraussetzung ist allerdings eine korrekte Vorgehensweise, nämlich die einmalige Gabe mit abschließendem konsequentem Abwarten der Wirkung. Dies gibt dem Körper genug Zeit, wieder in sein altes Gleichgewicht zurück zu finden, auch wenn dieses dem entspricht, was wir als Krankheit (s.a. Was ist Krankheit) bezeichnen. Im Anschluss kann ein erneuter Versuch einer Gabe stattfinden. Sollte dies jedoch zu häufig oder zu schnell passieren, erleben wir nach einiger Zeit einen sehr verwirrten Patienten, da das eigene Erleben von sich selbst unter den verschiedenen Arzneien nicht mehr richtig verarbeitet und eingeordnet werden konnte.
Hieraus ergibt sich das lebenslange Weiterlernen in der Homöopathie, da sie Reaktionsmuster und viel Verständnis und Verstehen über den Menschen an sich beinhaltet.
Sobald dann aber das wirkliche Similimum gefunden wurde, erleben wir eine deutliche Bewegung in Richtung Heilung und dann vor allem auch die stringente Einhaltung der sog. Heringschen Regeln bzw. deren Verfeinerungen, die von Dr. Vijayakar eingeführt wurden.
Im folgenden finden sich noch einige weitere Gedanken zu diesem Thema, ein Versuch der Einordnung der Homöopathie bzw. Ihrer Bedeutung in die heutige Zeit (und ihre Irrungen) und ein kurzer Versuch (nur angedeutet), was es heißen kann, Mensch zu sein.
Kritik von gescheiterten Kollegen
Einige von Ihnen werden von einer Kollegin in Heidelberg gelesen haben, die vielfach in der Presse und bei Fersehdiskussionen präsent war. Sie hatte ihre Praxis nach wenigen Jahren aufgegeben und ein Buch veröffentlicht, das gegen die Homöopathie Partei ergreift und diese als Plazebo-Therapie abstraft. Wenn keine rasch greifbaren Ergebnisse möglich sind, muss etwas anderes versucht werden, um möglichst schnell Geld zu verdienen. In diesem Fall wird ein Buch geschrieben, dessen Inhalt natürlich nur albern sein kann. Wer würde sich für ein Buch interessieren, das darlegt, warum es in der Meinung des Autors nicht möglich sei, dass Menschen auf dem Mond landen. Wir kennen alle die Bilder, die es beweisen und dennoch kann bei einer abendlichen Diskussion keiner den Beweis dafür antreten und schnell einmal auf den Mond reisen und ein paar Steine von dort mitbringen. Die Berichte von erfolgreichen Heilungen nach homöopathischen Mitteln sollte uns aber anspornen, diese Therapie weiter zu erforschen und unsere Kraft und Intelligenz zu ihrer weiteren Entwicklung aufzuwenden anstatt dem schnellen Geld hinterherzulaufen.
Unterschied zur Allopathie
Die allopathische Medizin versucht grundsätzlich, Mechanismen zu aktivieren, die entgegengesetzt der Krankheiten wirken, um diese zu bekämpfen. So werden beispielsweise dämpfende Medikamente, sogenannte Sedativa, gegen Aufregung gegeben, stimmungsaufhellende Medikamente bei einer Depression und entzündungshemmende Medikamente gegen eine Entzündung verabreicht. Dies ist aber, wie bereits zuvor (s.a. Die erste Säule der Homöopathie) erläutert, nur einer von zwei möglichen Wirkmechanismen. Der andere, der homöopathische Wirkmechanismus wurde vor 200 Jahren von S. Hahnemann zu einem neuen System in der Medizin ausgearbeitet. Hierbei werden Symptome zuerst verstärkt und unterstützt, um damit dann dem Körper die Möglichkeit zu geben, sie eigenständig wieder beizulegen. Analoge Ideen hierzu gibt es im spirituellen wie im medizinischen Bereich seit einigen Jahrtausenden (s.a. Das homöopathische Wirkprinzip und Die erste Säule der Homöopathie).
Im Einzelnen
Homöopathische Wirkungen innerhalb der Allopathie
Übrigens gibt es diesen homöopathischen Wirkmechanismus auch als beschriebenes Randphänomen in der universitären Schulmedizin: Dort wird er als paradoxe Reaktion (1, 2)bezeichnet und ist mit der allgemeinen Rezeptor-Wirkungs-Theorie streng genommen nicht erklärbar. Kurz gesagt reagieren hier Personen in genau der umgekehrten Weise, wie für diese Medikation üblich ist, eben paradox. Hier leuchtet das homöopathische Wirkprinzip auch im Kosmos der Schulmedizin durch, das genau diesen Effekt, nur in einer sehr hoch spezialisierten und individualisierten Form, nutzt. Die lapidaren Prozentangaben von z.B. 1,2% der Kinder, die auf Phenobarbital-Gaben eine Erregung (anstatt, wie üblich, einer Beruhigung) zeigen, beschreiben grob den Prozentsatz der Personen, die eine mögliche (leichte) Resonanz auf diesen Wirkstoff besitzen (weitere Denkanstösse siehe unter Philosophisch/spiritueller Hintergrund).
(1) Z.B. Embolien bei der Aufdosierung des Gerinnungshemmers Warfarin Wikipedia über Warfarin-Nebenwirkungen
(2) Ruhelosigkeit und Agitation bei Diazepam (s. Warnhinweise)
Die derzeitige "Schulmedizin" in der kapitalistischen Ära
Diese Entwicklung geschah ganz analog zur Entwicklung der kapitalistischen Weltordnung im 20. Jahrhundert. Die gängige Schulmedizin hat sich zu einer Medizin der Reparaturen im Sinne einer Autoreparatur-Werkstatt entwickelt. Dabei werden die Behandlungsvorgaben von internationalen Wirtschaftskonsortien, die wir als Pharmaindustrie (s.a. die folgenden Pressebeiträge über die Pharmaindustrie und ihr Umsatz) bezeichnen gelenkt und standardisiert. Bei Medikamenten gibt es, ganz analog zu den Hollywood-Spektakeln, sogenannte Blockbuster, also Präparate, die sich sehr gut verkaufen lassen und Umsätze einspielen. Andere wiederum fristen eher ein Schattendasein, weil es nur wenige Menschen gibt, die finanzstark genug sind, sie zu bezahlen. Die Absatzzahlen bestimmen, ob ein Medikament von der Werbung weiter in den Fokus gerückt oder fallen gelassen wird. Dies gilt auch bei leistungssteigernden Medikamenten, wie zum Beispiel Viagra oder Ritalin. Ob letzteres dann der persönlichen Entwicklung eines Kindes zuträglich ist, oder es in eine kleine Lernmaschine verwandelt wird, interessiert hierbei nicht weiter. Sowohl bei der Pharmaindustrie als auch bei Ärzten geht es um Umsatz-Zahlen und deren Steigerung. Je mehr künstliche Kniegelenke eingebaut werden, desto besser und profitabler für alle Beteiligten. Dasselbe gilt für Magenspiegelungen, Koronar-Angiographien oder umfangreiche ‚Allergie-Testungen‘. Dies halte ich für eine gesellschaftlich fatale Entwicklung, da nicht mehr der Einzelne im Mittelpunkt der Betrachtung steht, sondern für jeden Facharzt nur noch die ihn betreffende ‚Organspezialität‘. Wie die Beschwerden allerdings mit dem Individuum zusammenhängen, das unter ihnen leidet, seinem Erleben und seinen persönlichen Konflikten und Problemen, gerät dabei oft vollkommen in Vergessenheit. Behandelt wird nicht die Gesamtkonstellation sondern nur das, was im derzeitigen pharmazeutisch/industriellen Kontext als behandelbar gilt. Die existierenden Leiden werden dem angepasst, was marktwirtschaftlich profitabel therapierbar ist.
Ein Patient kommt zum Facharzt und erhält eine Tablette, Physiotherapie oder auch nur eine Krankmeldung. An seinem eigentlichen Problem ändert dies aber nichts. In der Realität kann es an den Lebensumständen oder auch der Wahnrnehmung des Einzelnen liegen, die effektiver geändert werden könnte, um Beschwerden zu beseitigen.
Damit möchte ich übrigens nicht dem einzelnen Arzt die gute Absicht abstreiten. Allerdings ist das System in meinen Augen stark gehalten, seine ‚Arbeitsameisen‘ zu korrumpieren, in diese Denkweise zu integrieren und, wie auch den normalen ‚Konsumbürger‘, als kleines Rädchen in einem riesigen Mahlwerk ohne Kreativität und echter ‚Selbstverwirklichung‘ zu verbauen.
Tatsächlich könnten die Beschwerden des Patienten beseitigt werden, wenn die Lebensumstände des Patienten und seine Wahrnehmung darauf effektiv verändert werden. Dabei hängt die Wahrnehmung sehr mit den tatsächlichen Lebensumständen zusammen. Durch Homöopathie kann erstere geändert werden, in der Folge kommt es häufig auch zu einer Änderung von letzterer, also der wirklichen Umstände des Lebens.
Allopathie (Schulmedizin) und Phytotherapie (Pflanzenheilkunde)
Ein oft verwirrender und falsch verstandener Aspekt ist die Abgrenzung der Homöopathie zur Pflanzenheilkunde, der Phytotherapie.
Unter Patienten (und leider auch unter Behandlern) wird oft die Phytotherapie, das heißt die Pflanzenheilkunde, mit der Homöopathie gleichgesetzt. Dies ist jedoch grundlegend falsch. Es handelt sich um jeweils eigene Medizintherapien, die sich von ihrem Ansatz her sogar eigentlich widersprechen (s. Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt als grundlegendes Wirkprinzip der Homöopathie). Was die Wirkrichtung betrifft, stehen sich sogar eher die Pflanzenheilkunde und die Allopathie nahe und letztere ist aus der Pflanzenheilkunde hervorgegangen. So wurden einige Medikamente direkt von der Phytotherapie übernommen, wie zum Beispiel Digitalis, ein Glykosid des Fingerhuts (Digitalis purpurea). Beide, Phytotherapie und Allopathie, verwenden auch die grobe Wirkung von Stoffen, nach S. Hahnemann die sogenannte Primärwirkung.
Anschaulich wird dies, wenn man Kaffee trinkt, der die Lebensgeister belebt und unsere Gedankentätigkeit ankurbelt - immer natürlich abhängig vom Individuum (s.a. Die Arzneimittelprüfung). Ein schulmedizinischer, allopathischer Arzt wird seinem an Müdigkeit und Abgeschlagenheit leidenden Patienten häufig zu einer Tasse Kaffee raten, wenn es keine Hinweise auf eine zugrundeliegende organische Erkrankung gibt.
Der Wirkstoff Kaffee in Form des Arzneimittels „Coffea“ kommt in der Homöopathie dagegen im umgekehrten Fall zum Einsatz: Man würde einem Patienten, der eine große Vorstellungskraft hat, leicht beeindruckbar ist und nicht gut schlafen kann, dieses Medikament verordnen. In der Folge ist dann eine Besserung der Gesamtsituation des Patienten zu erwarten, der besser schlafen kann und sich gleichzeitig seine (über)große Phantasie normalisiert.
Homöopathie auf Kasse - Die Quadratur des Kreises
Tatsächlich werde ich häufig gefragt, warum ich keine 'normale' Kassenpraxis habe, in der ja auch von vielen Ärzten zusätzlich Homöopathie angeboten wird. Man müsse doch auch Homöopathie auf Kassenbasis betreiben können. Meine Antwort ist hierbei immer die gleiche: Die Anforderungen an eine reguläre Kassenpraxis sind bezüglich des Patientendurchsatzes vollkommen unvereinbar mit einer hochindividualisierten Praxis für homöopathische Medizin. Zur Finanzierung einer allgemeinärztlichen Kassenpraxis sind einfach viele, viele Patienten notwendig, die vierteljährlich ein Rezept abholen. Damit verdient ein Arzt genauso viel Geld wie mit einem halbstündigen Patientengespräch.. Die politischen Entwicklungen der vergangenen 30 Jahre haben dies so zugeschnitten, um die Kosten des Gesundheitssystems in Grenzen zu halten. Im Normalfall handelt es sich also um eine 'Mischkalkulation'; ein Großteil seines Verdienstes hat ein gewöhnlicher Allgemeinmediziner, wenn er mittags in 10 Minuten 200 Rezepte unterschreibt. Natürlich funktioniert das eine nicht ohne das andere, das will ich auch gar nicht behaupten, aber eben auch das andere nicht ohne das eine. Das soll heißen, ohne dieses zusätzliche Ausstellen von Rezepten könnte keine homöopathische Kassenpraxis überleben. Deshalb wird die Mehrzahl der Patienten in einer homöopathischen Kassenpraxis „zweigleisig“ therapiert. Doch genau das hat schon S. Hahnemann vor fast 200 Jahren als Bastardhomöopathie verunglimpft und missbilligt.
Zusammenfassend sei also gesagt, dass die enge und persönliche Betreuung, wie sie die klassische homöopathische Therapie erforderlich macht, ihren Preis hat. Der steht im Gegensatz zu dem der gewöhnlichen Schulmedizin, bei der ein Arzt 20 neue Patienten täglich sehen kann und 100 bis 200 ihm bekannte Patienten, die er nicht als Mensch profund verstehen muss. Statt dessen greift der allopathische Arzt auf ein von der Pharmaindustrie vorgefertigtes Medikament zurück, das auf die Erkrankung oder den Krankheitsnamen, aber nicht aber den kranken Menschen zugeschnitten ist. Sollten andere Beschwerden als Folge dieser Medikation einsetzen, erfolgt schnell eine Überweisung zu einem anderen Facharzt.
Die klinische Studie (PCT)
Die großen Studien der universitären Medizin, bzw. der Pharmaindustrie, haben in aller Regel nur einen einzigen ‚Endpunkt‘. Beobachtet wird nur eine Behandlungszielsetzung (zum Beispiel eine Fiebersenkung, weniger Schmerzen, schnelleres Einschlafen, einen erhöhten Luftdurchsatz der Bronchien), alle anderen Veränderungen, die der Patient wahrnimmt werden ausgeklammert oder finden im Höchstfall in der langen Liste der Nebenwirkungen Erwähnung. Im Gegensatz hierzu kümmert sich die Homöopathie um die Gesamtbefindlichkeit des Menschen. Diese kann, aufgrund ihrer Komplexität, durch Placebo-Kontrollierte-Studien mit ihren derart vereinfachten Zielsetzungen aber nicht ausreichend dargestellt werden. Ein erstes Zeichen für ein korrekt gewähltes homöopathisches Arzneimittel ist oft zum Beispiel die Steigerung der allgemeinen Zuversicht und Lebensenergie. Erst in der Folge, allerdings auch unbedingt, sollte eine Besserung der speziellen Beschwerden eintreten (s.a. Heilung).
Wenn eine homöopathische Medizin in derartigen Studien regelmäßig schlechter als die übliche allopathische Medikation abschneidet, liegt das also zum einen an dem Studiendesign, das nicht auf Individualisierung ausgelegt ist, zum anderen aber auch an den unterschiedlichen Zielsetzungen (=Endpunkten der Studien). Dabei blendet eine Medikamenten-Studie oft Wesentliches, wie das Befinden eines Menschen, aus und konzentriert sich nur auf einzelne, im täglichen Leben eigentlich sekundäre Parameter, die sie in dem Moment für wichtig deklariert, zum Beispiel die Senkung des Blutdrucks.
Mensch nicht Krankheit
Aus einer anderen Perspektive heißt dies: Die Homöopathie behandelt den kranken Menschen, nicht die Krankheit im Menschen. Dies ist sehr wichtig und beschreibt ganz wesentliche Punkte .
Derzeit konzentriert die universitäre Medizin ihren Blick auf Erkrankungen, die eine nach der anderen, ‚besiegt‘ bzw. ‚bekämpft‘ werdem sollen (man beachte die Analogie zum ‚Kampf gegen den Terror‘ der Politik und unserer militärischen Großmächte und auch zum mythologischen Bild der Hydra als Archetyp des Kampfes gegen ein Monster. Das Niederringen einer Erkrankung gelingt oft nur durch die täglichen Einnahme von Medikamenten (s.a. Krankheit). Häufig provoziert das den Körper zur Hervorbringung einer anderen Erkrankung, was den einzelnen Behandler dann aber nicht mehr interessiert, da er die Patienten dann zu einem weiteren Facharzt überweist. Diese sogenannten „Erfolge“ der Allopathie sind aus dem Blickwinkel der Homöopathie eine Unterdrückung. Diese lässt sich anhand des Beispiels „Bluthochdruck“ gut illustrieren: Patienten, die über Jahre ein blutdrucksenkendes Medikament einnehmen, erfahren oft eine langsame Steigerung ihres Blutdrucks und müssen in Folge dann zwei, drei oder schließlich noch mehr antihypertensive Medikamente einnehmen, um Herr über die eskalierende Situation zu werden. Dies passiert, weil der Patient in seiner Gesamtheit und seine Lebenskraft missachtet werden. Der Bluthochdruck besteht nicht „einfach so“, sondern der Körper regelt den Blutdruck aus irgendeinem Bedürfnis heraus nach oben (s.a. Krankheit). Ein anderes Beispiel ist das vielen Menschen bekannte Spiel mit Antibiotika-Gabe und den Mandel-, Hals-, Mittelohrentzündungen oder auch Harnwegsinfekten. In immer kürzeren Abständen treten diese Erkrankungen auf und werden immer wieder aufs Neue mittels Antibiotika ‚unterdrückt‘. Dabei wird nicht hinterfragt, welche Lebenskonstellation zum Auftreten geführt hat beziehungsweise welcher Mensch darunter leidet und warum er das tut. Dies sind aber die entscheidenden Fragen, wenn eine wirkliche Heilung herbeigeführt werden soll.
Psyche und Körper (Soma)
Üblicherweise trennen wir den Menschen in eine geistige Seite, gewöhnlich Psyche genannt und einen Körper auf, der medizinisch als Soma bezeichnet wird, auf. Auch hier bin ich mir wieder völlig im Klaren darüber, mich auf dünnen Eis und v.a. nicht in meinen vertrauten Gefilden zu bewegen. Deshalb wieder der Hinweis darauf, dies bitte eher als Denkanstoss denn als dezidierte wissenschaftliche These zu verstehen. Jedenfalls scheint es mir des öfteren, dass die herkömmliche Trennung in Psyche und Körper eher aus unserer Wahrnehmung, denn aus der absoluten Wahrheit entspringt. Denn eigentlich sind beide sich gegenseitig bedingend mit sich selbst verwoben und nicht voneinander zu trennen. Im engsten Sinne des Wortes also zwei Seiten einer Medaille, die unmöglich voneinander getrennt werden können. Dies mag auf den ersten Blick wie eine philosophische Finesse erscheinen. Tatsächlich hat es aber innerhalb der holistischen Sicht auf den Menschen weitreichende Konsequenzen, die ich hier nur andeuten möchte. Von körperlichen Eigenarten, die Krankheitserscheinungen eingeschlossen, lassen sich wesentliche Konsequenzen ableiten, die in der (wichtigen) homöopathischen Hierarchisierung mit den sonst höher bewerteten Geistes- und Gemütssymptomen vollkommen aufschließen können.
Bei Gelegenheit werde ich versuchen, hier näher Stellung zu beziehen.
Der Platz der Homöopathie
Homöopathie ist nun als einziges mir bekanntes medizinisch/medikamentöses System in der Lage, charakterliche Eigenarten in ein harmonisches Wirken zu überführen und damit auch gesellschaftlich positive Wirkungen zu entfalten. Das Individuum kann mittels des korrekten Similimums zu mehr Harmonie in sich und mit seiner Umwelt geführt werden. Im Idealfall werden die Gebrechen und Beschwerden des Einzelnen damit beigelegt, soweit dies im Rahmen seines Menschseins möglich ist. Der festgesteckte Rahmen hierfür ist selbstverständlich immer der natürliche Kreislauf von Geburt und Tod (s.a. Was ist der Mensch).
Dies geschieht übrigens nicht nach dem Willen des Behandlers, der seine Patienten manipulieren könnte. Beim Verabreichen eines Beruhigungsmittels wird der Betreffende sediert, nach Gabe eines Anti-Depressivums heiterer usw., nach Gutdünken des Therapeuten. In der Homöopathie geschieht dies nur anhand dessen, wie es das Innere und die Natur des Einzelnen für ihn vorgesehen haben. Es gibt sozusagen eine innere Möglichkeit in jedem, die mittels Homöopathie besser umgesetzt und realisiert werden kann.
Keiner von uns weiß, was im Menschen steckt, jedenfalls halte ich uns persönlich für ein Wesen, das sich inmitten einer evolutionären Entwicklung befindet, deren Ende nicht abzusehen ist. Hierbei halte ich die Homöopathie für die beste Art und Weise, eine verlorene Harmonie und Zufriedenheit wieder herzustellen und zu erhalten. Damit möchte ich zum nächsten großen Kapitel überleiten, das die Überschrift 'Medizin für unser drittes Jahrtausend' trägt! Noch einmal sei mir ein Hinweis auf eine interessante Dokumentation über die Evolution und ihre möglichen 'inneren' Triebfedern gestattet (Link).