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Dr. Dr. med. M. Jenny

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Homöopathie

Der Begriff Homöopathie

Das Ähnlichkeitsgesetz wurde von dem Entdecker der Homöopathie, dem Meißner Arzt Samuel Hahnemann, intensiv in einem Artikel 1796 formuliert (Link)(1); dabei enthält der 2. Teil des Artikels viele mögliche Anwendungsbeispiele. Deshalb gilt 1796 als Geburtsjahr der Homöopathie. Und das, obwohl die erste Erwähnung des Wortes "homöopathisch" sich erst in einem 1807 von S. Hahnemann verfassten Artikel (Link) in einer zur damaligen Zeit sehr angesehenen "schulmedizinischen" Zeitschrift findet (2). Deren Herausgeber, Christoph Wilhelm Hufeland, war Hahnemann wohlgesonnen und hatte immer wieder auch selbst Versuche in Richtung des Ähnlichkeitsgesetzes angestellt (3), die sich zur damaligen Zeit noch in Überlegungen abspielten, wie man eine Krankheit durch einen spezifischen Reiz und in welche Richtung beseitigen könne (Link). In diesem Artikel versucht Hahnemann 'sein Prinzip' durch Zitieren einer größeren Menge fremder Fallbeispiele, in denen er eine Heilung nach dem Prinzip des "Similia similibus curentur" zu erkennen glaubt, zu untermauern (4).

(1) Versuch über ein neues Princip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneysubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen; Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst. Hrsg. C. W. Hufeland. Band 2, Jena Academische Buchhandlung, 1796
(2) Fingerzeige auf den homöopathischen Gebrauch der Arzneien im "Journal der practischen Arzneykunde", (Hufelands) Journal der practischen Arzneykunde", BD. 26, 1807
(3) Medicinisch-chirurgische Zeitung, hrsg. von J(ohann) J(acob) Hartenkeil und F(ranz) X(aver) Mezler. -Salzburg, Oberer 1790-1842, S. 449 ff
(4) Tischner: "Das Werden der Homöopathie", Stuttgart 2001, S. 57)

Geschichte und Zukunft

Die Homöopathie wurde in einem Zeitalter entwickelt, dem Beginn des 19. Jahrhunderts, als man große Entdeckungen machte und die Entwicklung des industriellen Zeitalters kurz bevorstand.Petroleum lampe kl

Dabei wurde das gesamte System von einem Entdecker, dem Meissener Arzt Dr. Christian Friedrich Samuel Hahnemann (s. Wikipedia), ausgearbeitet und in seinem theoretischen Hauptwerk, dem 'Organon der Heilkunst' zusammengefasst. Es liest sich zwar relativ holprig mit seinen überlangen und mehrfach verschachtelten Sätzen, ist aber interessanterweise fachlich fehlerfrei. Dr. Hahnemann war zeitlebens bemüht es zu verbessern, und seine neuesten Ergebnisse aus seiner praktischen Tätigkeit mit einfließen zu lassen. Meine beiden großen Lehrer, G. Vithoulkas und P. Vijayakar, waren beide nach Jahrzehnten der praktischen Erfahrung und erneuter Lektüre des Organon überrascht, wie präzise und fehlerfrei dieses Buch war und was man alles aus ihm herauslesen kann. S. Hahnemann hatte schon höchst genau beobachtet, welche Eigenarten und Besonderheiten seiner Patienten zur Arzneimittelwahl herangezogen werden sollen um eine korrekte Heilung herbeizuführen.

Hier genau liegt dabei allerdings auch das Problem der Homöopathie. Das Kennenlernen der Arzneimittel ist eine der großen Hürden und v.a. auch eine Aufgabe für die Zukunft dieser interessanten Wissenschaft (s.a. Schwierigkeiten). Wir müssen weiter an den Indikationen für die einzelnen Medikamente arbeiten, in welcher Situation und aufgrund welcher Symptome das einzelne Medikament verordnet werden muss. Hier wurde im 20. Jahrhundert sowhl von G. Vithoulkas als auch von P. Vijayakar eine großartige Arbeit geleistet, indem sie die Arzneimittelbilder weiter verfeinert und in ihren Indikation und Eigenschaften herausgearbeitet haben (s. weiter unten im Text unter Arzneimittelprüfung - Die Arzneimitellehren). 

Die 3 Säulen (Similia – AMP – Potenzieren)

Um die Homöopathie als medikamentöses System zu verstehen, empfiehlt es sich, sie in 3 Bestandteile zu trennen. Dies bezeichne ich gerne als die ‚3 Säulen‘ der Homöopathie, also die 3 Bestandteile, die man sinnhaft einzeln betrachten kann (und auch sollte!). 

1. Ähnliches ist durch Ähnliches zu behandeln

2. Die Arzneimittelprüfung am Gesunden als Grundlage des Mittelbildes

3. Das Potenzieren (Dynamisieren)

Dabei ist zu beachten, dass jede dieser 3 zu sehr unterschiedlichen Zeiten von S. Hahnemann entwickelt wurden. Dabei ist die von mir als 2. Säule bezeichnete Arzneimittelpüfung von ihm nie als tragende Säule hervorgehoben worden, auch wenn er ihr in seinem theoretischen Hauptwerkt, dem Organon der Heilkunst viele Paragraphen (speziell §§ 105- 145) widmet. Dabei spricht er in § 105 sogar davon, dass ‚Der zweite Punkt des Geschäftes eines ächten Heilkünstlers … die Erforschung … der krankmachenden Kraft der Arzneien‘ sei. Dies geschieht mit dem Vorgang, der als Arzneimittelprüfung am Gesunden bezeichnet wird. Das Verstehen bzw. das Studium dieser Eigenschaften ist aus meiner Sicht, neben dem Verstehen des Patienten, eine der großen Hürden der Homöopathie (s.a. Kapitel Schwierigkeiten).

Ähnliches mit Ähnlichem (Similia similibus curentur)

Die Auffassung ‚Ähnliches mit Ähnlichem‘ zu behandeln ist im Sinne eines ‚magischen Simile‘ nach R. Tischner sehr alt und schon in der Antike bekannt. Im Folgenden habe ich einige Beispiele aufgeführt. Für den Begründer der Homöopathie, der extrem belesen und in der Medizin seiner Zeit und der vorausgegangen Jahrhunderte bewandert war, kam seine persönliche Einsicht (s.a. Hahnemann und der Kaffee) 1790, als er seinen berühmten ‚Chinarindenversuch‘ mit der damals als Hauptmittel gegen Malaria eingesetzten Chinarinde durchführte. Erst 6 Jahre später und nach vielen Versuchen wurde seine Theorie, jetzt mit praktischen Erfahrungen untermauert, veröffentlicht und der Begriff ‚homöopathisch‘ erstmals verwendet.

Die Arzneimittelprüfung (AMP)

Wenn man das homöopathische Prinzip des ‚‚Similia similibus curentur‘‘ einmal verstanden und als Heilprinzip verinnerlicht hat, kommt der nächste Schritt: die Prüfung von Substanzen am Gesunden.

Eine Prüfung, der viele von uns sich täglich unterziehen, ist der morgendliche Kaffee. Er belebt uns, kurbelt unseren Geist an, der mehr Ideen produziert und macht uns gleichzeitig leichter beeindruckbar. Auf einen kleinen Reiz reagieren wir leicht über. Auf der körperlichen Seite bekommen wir leichter Herzklopfen und können schlechter schlafen. All dies sind erste zu verzeichnende Symptome, die man entsprechend auch so in den homöopathischen Arzneimittellehren findet.

Das Potenzieren

Unter dem Potenzieren, oder auch von ihrem Entdecker "Dynamisieren" genannt, versteht man die fortwährende Verdünnung einer Substanz. Es ist die dritte Einzelkomponente der Homöopathie und auch im zeitlichen Ablauf ihrer Entdeckung durch Samuel Hahnemann (1755 – 1843) steht sie an letzter Stelle. Allerdings war er naturgemäß von Anfang an gezwungen, seine Arzneimittelprüfungen, die mit teilweise sehr giftigen Substanzen an Gesunden durchgeführt wurden, mit wässrigen Verdünnungen durchzuführen. Dies ist vollkommen selbsterklärend, da er sonst das Leben aller Probanden, sein eigenes eingeschlossen, riskiert hätte. Dabei war ihm als gelerntem Apotheker der Umgang mit Mörser und Pistill sehr geläufig. 

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Heute erscheint uns dieses Verfahren, also ein Zermahlen der Substanz im Mörser in Stufen von 1:100 eher der Alchemie zugehörig. Tatsächlich war dies aber zu Hahnemanns Zeit ein vollkommen gängiges Verfahren, um die pflanzlichen Inhaltsstoffe in eine arzneilich verstoffwechselbare Verdünnung zu bringen. Eher als Zufallsprodukt begann Hahnemann dann damit, immer weiter und weiter zu verdünnen, nachdem er erst einmal die Erfahrung gemacht hatte, dass die ersten Stufen des Verdünnens zu einer weiteren Steigerung der Wirksamkeit geführt hatten. Dieser Prozess des Ausprobierens dauerte sehr lange, genauer bis 1838, damals war er schon schon über 80 Jahre alt und er arbeitete sich immer noch von größeren Verdünnungen zu stofflicheren Präparaten hin vor, wenn er einen Patienten behandelte. Er war in dem Glauben, zuerst die weniger wirksame hohe Verdünnungsstufe zu geben und sich langsam an die stofflicheren niederen Verdünnungen hin vorzuarbeiten. Dies ist deshalb wichtig, denn er glaubte zu diesem Zeitpunkt immer noch, dass eine geringere Verdünnung eine stärkere Wirkung entfalte. Dies änderte sich erst nach Jahrzehnten der Erfahrung, genauer eben in seinen Jahren in Paris, als ihm langsam durch genaue Beobachtung klar wurde, dass die Wirkung einer höher potenzierten Arznei auf geheimnisvolle Weise stärker war, als die einer niedriger verdünnten. 

Schwierigkeiten

Globuli Roehrchen klEs gibt eine große Schwierigkeit bei der Anwendung der Homöopathie, was im bisher Gesagten bereits angeklungen ist, hier aber noch einmal zusammengefasst werden soll. Die Findung des ‚korrekten‘ Similimums, also des Mittels, das in seinen bekannten Eigenschaften auf möglichst tiefen Ebenen ähnliche Symptome hervorrufen kann, wie sie der aktuelle Patient zeigt. Hierbei läßt sich keine 1-2-3-Regel zur Findung dieses Arzneimittels aufstellen; dafür ist der Sachverhalt viel zu kompliziert und vielschichtig.
Auf der anderen Seite ist auch die geistig – emotional – körperliche Struktur des Menschen sehr kompliziert und manchmal bekommt man erst nach vielen Monaten, im Extremfall auch Jahren der Behandlung, die notwendige Idee, die zu einer Initialzündung der Heilung führt.

Zum Glück ist aber der Mensch in der Lage sehr vieles zu lernen und ich konnte an mir selbst beobachten, wie man tatsächlich mit den Jahren sehr viel schneller Dinge erfassen kann und damit zum richtigen Arzneimittel, eben dem Similimum kommt. Häufig geschieht dies bereits nach dem Erstgespräch. Selbst wenn man einige Versuche benötigt, bis das korrekte homöopathische Medikament gefunden wird, gibt es immer noch eine ganz allgemeine Stärkung durch vorsichtig angewandte nur partiell passende Mittel: 

 

 

Im folgenden finden sich noch einige weitere Gedanken zu diesem Thema, ein Versuch der Einordnung der Homöopathie bzw. Ihrer Bedeutung in die heutige Zeit (und ihre Irrungen) und ein kurzer Versuch (nur angedeutet), was es heißen kann, Mensch zu sein.

Unterschied zur Allopathie

Die allopathische Medizin versucht grundsätzlich, Mechanismen zu aktivieren, die entgegengesetzt der Krankheiten wirken, um diese zu bekämpfen. So werden beispielsweise dämpfende Medikamente, sogenannte Sedativa, gegen Aufregung gegeben, stimmungsaufhellende Medikamente bei einer Depression und entzündungshemmende Medikamente gegen eine Entzündung verabreicht. Dies ist aber, wie bereits zuvor (s.a. Die erste Säule der Homöopathie) erläutert, nur einer von zwei möglichen Wirkmechanismen. Der andere, der homöopathische Wirkmechanismus wurde vor 200 Jahren von S. Hahnemann zu einem neuen System in der Medizin ausgearbeitet. Hierbei werden  Symptome zuerst verstärkt und unterstützt, um damit dann dem Körper die Möglichkeit zu geben, sie eigenständig wieder beizulegen. Analoge Ideen hierzu gibt es im spirituellen wie im medizinischen Bereich seit einigen Jahrtausenden (s.a. Das homöopathische Wirkprinzip und Die erste Säule der Homöopathie).

Im Einzelnen

Die derzeitige "Schulmedizin" in der kapitalistischen Ära

cat distortetd klDiese Entwicklung geschah ganz analog zur Entwicklung der kapitalistischen Weltordnung im 20. Jahrhundert. Die gängige Schulmedizin hat sich zu einer Medizin der Reparaturen im Sinne einer Autoreparatur-Werkstatt entwickelt. Dabei werden die Behandlungsvorgaben von internationalen Wirtschaftskonsortien, die wir als Pharmaindustrie (s.a. die folgenden Pressebeiträge über die Pharmaindustrie und ihr Umsatz) bezeichnen gelenkt und standardisiert. Bei Medikamenten gibt es, ganz analog zu den Hollywood-Spektakeln, sogenannte Blockbuster, also Präparate, die sich sehr gut verkaufen lassen und Umsätze einspielen. Andere wiederum fristen eher ein Schattendasein, weil es nur wenige Menschen gibt, die finanzstark genug sind, sie zu bezahlen. Die Absatzzahlen bestimmen, ob ein Medikament von der Werbung weiter in den Fokus gerückt oder fallen gelassen wird. Dies gilt auch bei leistungssteigernden Medikamenten, wie zum Beispiel  Viagra  oder Ritalin. Ob letzteres dann der persönlichen Entwicklung eines Kindes zuträglich ist, oder es in eine kleine Lernmaschine verwandelt wird, interessiert hierbei nicht weiter. Sowohl bei der Pharmaindustrie als auch bei Ärzten geht es um Umsatz-Zahlen und deren Steigerung. Je mehr künstliche Kniegelenke eingebaut werden, desto besser und profitabler für alle Beteiligten. Dasselbe gilt für Magenspiegelungen, Koronar-Angiographien oder umfangreiche ‚Allergie-Testungen‘. Dies halte ich für eine gesellschaftlich fatale Entwicklung, da nicht mehr der Einzelne im Mittelpunkt der Betrachtung steht, sondern für jeden Facharzt nur noch die ihn betreffende ‚Organspezialität‘. Wie die Beschwerden allerdings mit dem Individuum zusammenhängen, das unter ihnen leidet, seinem Erleben und seinen persönlichen Konflikten und Problemen, gerät dabei oft vollkommen in Vergessenheit. Behandelt wird nicht die Gesamtkonstellation sondern nur das, was im derzeitigen pharmazeutisch/industriellen Kontext als behandelbar gilt. Die existierenden Leiden werden dem angepasst, was marktwirtschaftlich profitabel therapierbar ist.

Ein Patient kommt zum Facharzt und erhält eine Tablette, Physiotherapie oder auch nur eine Krankmeldung. An seinem eigentlichen Problem ändert dies aber nichts. In der Realität kann es an den Lebensumständen oder auch der Wahnrnehmung des Einzelnen liegen, die effektiver geändert werden könnte, um Beschwerden zu beseitigen.

Damit möchte ich übrigens nicht dem einzelnen Arzt die gute Absicht abstreiten. Allerdings ist das System in meinen Augen stark gehalten, seine ‚Arbeitsameisen‘ zu korrumpieren, in diese Denkweise zu integrieren und, wie auch den normalen ‚Konsumbürger‘, als kleines Rädchen in einem riesigen Mahlwerk ohne Kreativität und echter ‚Selbstverwirklichung‘ zu verbauen.

Tatsächlich könnten die Beschwerden des Patienten beseitigt werden, wenn die Lebensumstände des Patienten und seine Wahrnehmung darauf effektiv verändert werden. Dabei hängt die Wahrnehmung sehr mit den tatsächlichen Lebensumständen zusammen. Durch Homöopathie kann erstere geändert werden, in der Folge kommt es häufig auch zu einer Änderung von letzterer, also der wirklichen Umstände des Lebens.

Allopathie (Schulmedizin) und Phytotherapie (Pflanzenheilkunde)

Ein oft verwirrender und falsch verstandener Aspekt  ist die Abgrenzung der Homöopathie zur Pflanzenheilkunde, der Phytotherapie. 

man and woman klUnter Patienten (und leider auch unter Behandlern) wird oft die Phytotherapie, das heißt die Pflanzenheilkunde, mit der Homöopathie gleichgesetzt. Dies ist jedoch grundlegend falsch. Es handelt sich um jeweils eigene Medizintherapien, die sich von ihrem Ansatz her sogar eigentlich widersprechen (s. Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt als grundlegendes Wirkprinzip der Homöopathie). Was die Wirkrichtung betrifft, stehen sich sogar eher die Pflanzenheilkunde und die Allopathie nahe und letztere ist aus der Pflanzenheilkunde hervorgegangen. So wurden einige Medikamente direkt von der Phytotherapie übernommen, wie zum Beispiel Digitalis, ein Glykosid des Fingerhuts (Digitalis purpurea). Beide, Phytotherapie und Allopathie, verwenden auch die grobe Wirkung von Stoffen, nach S. Hahnemann die sogenannte Primärwirkung.

Anschaulich wird dies, wenn man Kaffee trinkt, der die Lebensgeister belebt und unsere Gedankentätigkeit ankurbelt - immer natürlich abhängig vom Individuum (s.a. Die Arzneimittelprüfung). Ein schulmedizinischer, allopathischer Arzt wird seinem an Müdigkeit und Abgeschlagenheit leidenden Patienten häufig zu einer Tasse Kaffee raten, wenn es keine Hinweise auf eine zugrundeliegende organische Erkrankung gibt. 

Der Wirkstoff Kaffee in Form des Arzneimittels „Coffea“ kommt in der Homöopathie dagegen im umgekehrten Fall zum Einsatz: Man würde einem Patienten, der eine große Vorstellungskraft hat, leicht beeindruckbar ist und nicht gut schlafen kann, dieses Medikament verordnen. In der Folge ist dann eine Besserung der Gesamtsituation des Patienten zu erwarten, der besser schlafen kann und sich gleichzeitig seine (über)große Phantasie normalisiert.

Homöopathie auf Kasse - Die Quadratur des Kreises

Tatsächlich werde ich häufig gefragt, warum ich keine 'normale' Kassenpraxis habe, in der ja auch von vielen Ärzten zusätzlich Homöopathie angeboten wird. Man müsse doch auch Homöopathie auf Kassenbasis betreiben können. Meine Antwort ist hierbei immer die gleiche: Die Anforderungen an eine reguläre Kassenpraxis sind bezüglich des Patientendurchsatzes vollkommen unvereinbar mit einer neku xshochindividualisierten Praxis für homöopathische Medizin. Zur Finanzierung einer allgemeinärztlichen Kassenpraxis sind einfach viele, viele Patienten notwendig, die vierteljährlich ein Rezept abholen. Damit verdient ein Arzt genauso viel Geld wie mit einem halbstündigen Patientengespräch.. Die politischen Entwicklungen der vergangenen 30 Jahre haben dies so zugeschnitten, um die Kosten des Gesundheitssystems in Grenzen zu halten. Im Normalfall handelt es sich also um eine 'Mischkalkulation'; ein Großteil seines Verdienstes  hat ein  gewöhnlicher Allgemeinmediziner, wenn er mittags in 10 Minuten 200 Rezepte unterschreibt. Natürlich funktioniert das eine nicht ohne das andere, das will ich auch gar nicht behaupten, aber eben auch das andere nicht ohne das eine. Das soll heißen, ohne dieses zusätzliche Ausstellen von Rezepten könnte keine homöopathische Kassenpraxis überleben. Deshalb wird die Mehrzahl der Patienten in einer homöopathischen Kassenpraxis „zweigleisig“ therapiert. Doch genau das hat schon S. Hahnemann vor fast 200 Jahren als Bastardhomöopathie verunglimpft und missbilligt. 

Zusammenfassend sei also gesagt, dass die enge und persönliche Betreuung, wie sie die klassische homöopathische Therapie erforderlich macht, ihren Preis hat. Der steht im Gegensatz zu dem der gewöhnlichen Schulmedizin, bei der ein Arzt 20 neue Patienten täglich sehen kann und 100 bis 200 ihm bekannte Patienten, die er nicht als Mensch profund verstehen muss. Statt dessen greift der allopathische Arzt auf ein von der Pharmaindustrie vorgefertigtes Medikament zurück, das auf die Erkrankung oder den Krankheitsnamen, aber nicht aber den kranken Menschen zugeschnitten ist. Sollten andere Beschwerden als Folge dieser Medikation einsetzen, erfolgt schnell eine  Überweisung zu einem anderen Facharzt.

Die klinische Studie (PCT)

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Die großen Studien der universitären Medizin, bzw. der Pharmaindustrie, haben in aller Regel nur einen einzigen ‚Endpunkt‘. Beobachtet wird nur eine Behandlungszielsetzung (zum Beispiel eine Fiebersenkung, weniger Schmerzen, schnelleres Einschlafen, einen erhöhten Luftdurchsatz der Bronchien), alle anderen Veränderungen, die der Patient wahrnimmt werden ausgeklammert oder finden im Höchstfall in der langen Liste der Nebenwirkungen Erwähnung. Im Gegensatz hierzu kümmert sich die Homöopathie um die Gesamtbefindlichkeit des Menschen. Diese kann, aufgrund ihrer Komplexität, durch Placebo-Kontrollierte-Studien mit ihren derart vereinfachten Zielsetzungen aber nicht ausreichend dargestellt werden. Ein erstes Zeichen für ein korrekt gewähltes homöopathisches Arzneimittel ist oft zum Beispiel die Steigerung der allgemeinen Zuversicht und Lebensenergie. Erst in der Folge, allerdings auch unbedingt, sollte eine Besserung der speziellen Beschwerden eintreten (s.a. Heilung).

Wenn eine homöopathische Medizin in derartigen Studien regelmäßig schlechter als die übliche allopathische Medikation abschneidet, liegt das also zum einen an dem Studiendesign, das nicht auf Individualisierung ausgelegt ist, zum anderen aber auch an den unterschiedlichen Zielsetzungen (=Endpunkten der Studien). Dabei blendet eine Medikamenten-Studie oft Wesentliches, wie das Befinden eines Menschen, aus und konzentriert sich nur auf einzelne, im täglichen Leben eigentlich sekundäre Parameter, die sie in dem Moment für wichtig deklariert, zum Beispiel die Senkung des Blutdrucks.

Mensch nicht Krankheit

Aus einer anderen Perspektive heißt dies: Die Homöopathie behandelt den kranken Menschen, nicht die Krankheit im Menschen. Dies ist sehr wichtig und beschreibt ganz wesentliche Punkte . 

Derzeit konzentriert die universitäre Medizin ihren Blick auf Erkrankungen, die eine nach der anderen, ‚besiegt‘ bzw. ‚bekämpft‘ werdem sollen (man beachte die Analogie zum ‚Kampf gegen den Terror‘ der Politik und unserer militärischen Großmächte und auch zum mythologischen Bild der Hydra als Archetyp des Kampfes gegen ein Monster. Das Niederringen einer Erkrankung gelingt oft nur durch die täglichen Einnahme von Medikamenten (s.a. Krankheit). Häufig provoziert das den Körper zur Hervorbringung einer anderen Erkrankung, was den einzelnen Behandler dann aber nicht mehr interessiert, da er die Patienten dann zu einem weiteren Facharzt überweist. Diese sogenannten „Erfolge“ der Allopathie sind aus dem Blickwinkel der Homöopathie eine Unterdrückung.  Diese lässt sich anhand des Beispiels „Bluthochdruck“ gut illustrieren: Patienten, die über Jahre ein blutdrucksenkendes Medikament einnehmen, erfahren oft eine langsame Steigerung ihres Blutdrucks und müssen in Folge dann zwei, drei oder schließlich noch mehr antihypertensive Medikamente einnehmen, um Herr über die eskalierende Situation zu werden. Dies passiert, weil der Patient in seiner Gesamtheit und seine Lebenskraft missachtet werden. Der Bluthochdruck besteht nicht „einfach so“, sondern der Körper regelt den Blutdruck aus irgendeinem Bedürfnis heraus nach oben (s.a. Krankheit). Ein anderes Beispiel ist das vielen Menschen bekannte Spiel mit Antibiotika-Gabe und den Mandel-, Hals-, Mittelohrentzündungen oder auch Harnwegsinfekten.  In immer kürzeren Abständen treten diese Erkrankungen auf und werden immer wieder aufs Neue mittels Antibiotika ‚unterdrückt‘. Dabei wird nicht hinterfragt, welche Lebenskonstellation zum Auftreten geführt hat beziehungsweise welcher Mensch darunter leidet und warum er das tut. Dies sind aber die entscheidenden Fragen, wenn eine wirkliche Heilung herbeigeführt werden soll.

Der Platz der Homöopathie

Homöopathie ist nun als einziges mir bekanntes medizinisch/medikamentöses System in der Lage, charakterliche Eigenarten in ein harmonisches Wirken zu überführen und damit auch gesellschaftlich positive Wirkungen zu entfalten. Das Individuum kann mittels des korrekten Similimums zu mehr Harmonie in sich und mit seiner Umwelt geführt werden. Im Idealfall werden die Gebrechen und Beschwerden des Einzelnen damit beigelegt, soweit dies im Rahmen seines Menschseins möglich ist. Der festgesteckte Rahmen hierfür ist selbstverständlich immer der natürliche Kreislauf von Geburt und Tod (s.a. Was ist der Mensch).

Dies geschieht übrigens nicht nach dem Willen des Behandlers, der seine Patienten manipulieren könnte. Beim Verabreichen eines Beruhigungsmittels wird der Betreffende sediert, nach Gabe eines Anti-Depressivums heiterer usw., nach Gutdünken des Therapeuten. In der Homöopathie geschieht dies nur anhand dessen, wie es das Innere und die Natur des Einzelnen für ihn vorgesehen haben. Es gibt sozusagen eine innere Möglichkeit in jedem, die mittels Homöopathie besser umgesetzt und realisiert werden kann.

Keiner von uns weiß, was im Menschen steckt, jedenfalls halte ich uns persönlich für ein Wesen, das sich inmitten einer evolutionären Entwicklung befindet, deren Ende nicht abzusehen ist. Hierbei halte ich die Homöopathie für die beste Art und Weise, eine verlorene Harmonie und Zufriedenheit wieder herzustellen und zu erhalten. Damit möchte ich zum nächsten großen Kapitel überleiten, das die Überschrift 'Medizin für unser drittes Jahrtausend' trägt! Noch einmal sei mir ein Hinweis auf eine interessante Dokumentation über die Evolution und ihre möglichen 'inneren' Triebfedern gestattet (Link).